Endlich konnte in Zofingen wieder einmal eine 1.-Mai-Feier im üblichen Rahmen stattfinden. Sie war auch entsprechend gut besucht. Hier der Bericht darüber aus dem Zofinger Tagblatt und die Ansprachen zum Nachlesen als PDF:
Christian Nöthiger lobt am 1. Mai die «Ökofundis»
Genossen konnten nach Zwangspause wieder gemeinsam feiern
Die Zofinger Genossinnen und Genossen mussten in den vergangenen zwei Jahren ihre 1.-Mai-Parolen pandemiebedingt alleine und in den eigenen vier Wänden ausrufen. Keine richtige Alternative für regelmässige Teilnehmer und Redner der Feier, die sonst lautstark auf Ausbeutung und Verletzungen von Arbeitnehmerrechten im In- und Ausland aufmerksam machen. Heuer durfte sie am üblichen Ort vor der «Markthalle» endlich wieder stattfinden. Um 80 Personen, darunter Grüne-Stadtammann Christiane Guyer, wohnten der Feier zum Motto «Friede, Freiheit, Solidarität» bei, das als Zeichen der Verbundenheit mit ukrainischen Geflüchteten gewählt wurde. Die Musiker, die zum Anlass osteuropäische Melodien anstimmten, erreichten denn auch sogleich eine mit ihren Söhnen vorbeispazierende Ukrainische Mutter, die die Musik auf Video festhielt.
Der SP-Einwohnerratspräsident Christian Nöthiger stellte am Rednerpult fest, Schweizer seien leider immer noch «absolute Junkies was nicht erneuerbare Energieträger angeht». Wer in der Vergangenheit darauf aufmerksam gemacht habe, sei als Ökofundi abgestempelt worden, der der Wirtschaft schaden würde. Mit dem Angriff Russlands auf die Ukraine dessen Folgen für die Versorgung der Schweiz mit Erdöl und Erdgas würde jetzt nebst dem ökologischen Effekt auch unsere Abhängigkeit von Russland sichtbar. Für Nöthiger der Beweis, dass der Entschluss, weiterhin auf importierte, nicht erneuerbare Energien zu setzen, nun erst recht der Wirtschaft schadet. Mit China, einem Land, dessen Regierung ebenfalls für seine Menschenrechtsverletzungen bekannt sei, dürfe nicht dieselbe Abhängigkeit entstehen.
Die Aarauer SP-Grossrätin Lelia Hunziker prangerte die sich schnell ausbreitende Sharing Ökonomie an, die im Alltag etwa durch Fahrten mit dem Uber-Taxi oder Essensbestellungen nach Hause sichtbar ist. «Die Sharing-Ökonomie ist gut für wenige. Viele Menschen arbeiten jedoch Tag und Nacht für ein paar Franken», so die Rednerin, die bis vor Kurzem Präsidentin der Gewerkschaft VPOD Aargau/Solothurn war und zudem Geschäftsführerin der Zürcher Fachstelle Frauenhandel und Frauenmigration (FIZ) ist. Wer in diesen Jobs arbeite, habe keine Versicherung und keine Ferien. «Sharing Ökonomie bedeutet für Privilegierte die grosse Freiheit, für die Arbeitenden bedeutet sie aber ein enges Korsett an Regeln, Gefahren und Knebelverträgen und das Geld bleibt aus.»
Die Chance, endlich wieder zusammen ein lautes Fest abzuhalten, nutzte das 1.-Mai-Komitee unter der Führung von alt Grossrätin Viviane Hösli gut. So mancher Altstadt-Spaziergänger blieb stehen oder setzte sich gar an einen der Festbänke. Und das noch vor dem Risottoessen.
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